Bericht: Britta Wehrmann „Psychische Auffälligkeiten und psychiatrische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit Hörschädigung“ und Martin-Luther-Schule für Kranke (Buseck): Ein Angebot in der Region, die Schule stellt sich vor

Am 18.05.2018 besuchten 45 Teilnehmer aus den üBFZs und BFZs die in Friedberg vom BDH initiierte und organisierte Veranstaltung „Psychische Auffälligkeiten und psychiatrische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit Hörschädigung“.

Frau Wehrmann, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, referierte am Vormittag sehr umfassend und anschaulich über den Balanceakt zwischen Sonderweg, Integration und Inklusion in diesem Bereich.

Kinder mit Hörschädigungen sind häufig einer Vielfalt von zusätzlichen Belastungen und Risikofaktoren ausgesetzt. Sie finden bei psychischen, emotionalen und sozialen Störungen oft nur schwer Ansprechpartner, die ausreichend mit ihrer Lebensrealität vertraut sind und/oder Gebärdensprachkompetenz besitzen. So werden sie häufig als einzige hörgeschädigte Kinder und Jugendliche in einer nicht gebärdensprachkompetenten, mit den Besonderheiten der Entwicklung bei Hörgeschädigten nicht ausreichend vertrauten Behandlungssettings konfrontiert.

In der SALUS Klinik in Uchtspringe, in der Frau Wehrmann tätig ist, werden hörgeschädigte Kinder und Jugendliche von 4 – 18 Jahren mit psychischen Störungen behandelt. Diese Klinik hat in diesem Bereich über 30 Jahre Erfahrung. Die SALUS-Klinik arbeitet mit einem integrativen Ansatz und hat sich für den Einsatz „Lautsprachbegleitender Gebärde“ entschieden, um hörgeschädigten Patienten die Auseinandersetzung in einer Peer-Group zu ermöglichen.

Am Nachmittag bekamen die Teilnehmer*innen einen Einblick in die Arbeit der Martin-Luther-Schule. Die Martin-Luther-Schule ist eine staatlich anerkannte private Ersatzschule für Kranke in der Trägerschaft des Vereins für Jugendfürsorge und Jugendpflege e.V. Gießen und ist ein regionales Angebot für die Stadt und den Landkreis Gießen, den Vogelsberg- und den Wetteraukreis. Das Kollegium der Martin-Luther-Schule möchte allen Kindern und Jugendlichen eine gemeinsame Schul- und Lebenserfahrung ermöglichen, die niemanden zurücklässt, jeden nach seinen Möglichkeiten beteiligt und damit zur Entwicklung einer toleranten Schulgemeinschaft beiträgt. Jeder soll ohne Angst verschieden sein können. Mit vielfältigen Bausteinen des Schulentwicklungskonzeptes sollen die Schülerinnen und Schüler in ihren oft schwierigen Lebenslagen gestärkt werden, damit sie ihre Zukunft möglichst selbst bestimmt bewältigen können. Diese Schule mit einem überregionalen Beratungs- und Förderzentrum für Kranke sieht den Auftrag darin, den Prozess der Rehabilitation nach dem „Absturz“ schulisch zu begleiten und gleichzeitig die schulische Leistungsfähigkeit so weit wiederherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler wieder in die allgemeine Schule zurückgeschult werden können. Aus diesem Auftrag wurden Leitlinien entwickelt, die sich in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen wiederspiegeln und anschaulich dargestellt wurden. Diese sind Verstehbarkeit (erst verstehen, dann fördern), Handhabbarkeit (Herausforderungen sind lösbar) und Sinnhaftigkeit (Anstrengungen lohnen sich). Im Anschluss an die Darstellung der Arbeit traten die Anwesenden in einen aktiven Austausch.

Die Teilnehmer*innen meldeten durchweg positive Eindrücke zur Veranstaltung zurück. Auch die Rahmenbedingungen an der Johannes-Vatter-Schule wurden gelobt. Die Erwartungen wurden erfüllt.